Die Natur ist in ihrem Wesen kooperativ und divers. In einem stetigen Prozess der Anpassung und Erneuerung im Bewährten erhält sie sich selbst
Kleine Philosophie und Gebrauchsanleitung für ein nachhaltiges Leben im täglichen Hausgebrauch
Jedes organische Sein hat seine Zeitendauer von Entstehen, Wachsen und Vergehen. Die Gesetze biologischer und miteinander kooperierendes Ecosysteme müssen wir nicht genau bestimmen, aber wir können sie im Alltag wahrnehmen, wenn wir das Leben um uns herum aufmerksam beobachten.
Die Gesetze der Natur
Natur ist in einem stetigen Prozess der Anpassung und Erneuerung im Bewährten. Die Regularität, die dadurch erscheint ist selbstähnlich. Isaak Newton drückt das so aus: Natur ist sehr konsonant und konform mit sich selbst.
Schönheit
Man kann in dieser Schönheit der regelmäßigen Muster etwas menschlich Anrührendes finden, als würde uns diese konsequente Ordnung einerseits und die Vielfalt und Unterschiedenheit andererseits beruhigen. Diese Assoziation ist eine Schöpfung des menschlichen Geistes.
Schönheit als Massstab des Erfolgs und als ein Garant der Stabilität aber ist das Ergebnis eines physikalischen und biochemischen Prozesses.
Beobachten wir es selbst. Du brauchst keinen grossen Garten, es reicht schon ein kleiner geschützter Platz, wo du pflanzen und experimentieren kannst.
Wetter
So wie der Bauer das Wetter beobachtet und die Ernte einholt vor dem Sturm, beobachten wir jetzt in der Stadt das Wetter und die Pflanzen im Winter und im Sommer, im Regen und im Schnee. Du lebst mit deinen Pflanzen.
Ansiedeln von Pflanzen
Mir hat zum Beispiel eine Freundin die kleine Wilderbeere aus ihrem Garten mitgebracht. Die Erdbeere breitet sich hier inzwischen selbst aus. Das macht sie, indem sie ihre Nachkommen an einem Zweig von Topf zu Topf hangelt und die Abkömmlinge sich dann eigenständig in die Erde einwurzeln. – Hat sie das eigentlich im Wald gelernt? – Und das ist der Beginn eines nachhaltigen Gartens.
LEBENSRÄUME
Durch den Anpassungsprozess, den die Pflanzen leisten, entstehen komplexe Lebensräume auf kleinstem Raum.
Ausdauer
Pflanzen haben unterschiedliche Fähigkeiten. Der Goldlack (Erysimum cheiri) brauchte 5 Jahre bis er sich auf der Dachterrasse an das extreme Klima akklimatiert hatte. Heute weiss ich, dass Goldlack eine ideale Pflanze für die extremen Bedingungen auf einer Dachterrasse ist.
Durchsetzungsfähigkeit
Der Borretsch (Borago officinalis) ist ein Gartenkraut, dessen Blätter und Blüten wir im Salat essen können. Er ist sehr durchsetzungsfähig. Einjährig sät er sich immer wieder selbst aus. Er blüht leuchtend blau bis zum Winteranbruch. Ich habe sogar einmal gesehen, wie er dem ersten Schneefall trotzte.
Anpassung und Abmilderung
Die Dachwurz (sempervivum tectorum) überlebt in Gruppen extreme Hitzebedingungen durch Wasserspeicherung in ihren Blättern. Nicht nur diese evolutionäre Technik erforschen Wissenschaftlerinnen, um eine nachhaltige Wasserwirtschaft für die Agrarwirtschaft zu entwickeln. Es gibt durch die globale Erderwärmung zum Beispiel im Nahen Osten Regionen, die sich in inzwischen in Wüsten verwandeln, aber auch bei uns wird das Wasser knapp.
Pflanzenzucht
Pfefferminz wächst gerne an kühlen Wasserstellen. Hier treibt sie am Abflussrohr der Regenrinne.
Die Mentha rotundifolia wächst zu einem kräftigen Busch heran. Wenn sie blüht, sind zahllose Insekten in ihr unterwegs. Pfefferminz ist ein Küchenkraut.
Ausrüstung
Für deine Gartenarbeit kannst du alles verwenden, was noch nützlich für den Gebrauch ist und irgendwo rumsteht. Der Garten entsteht im Laufe der Zeit. Du entwickelst ihn. Gärten brauchen ungefähr drei Jahre bis sie ihre spezifische Form annehmen. Frage bei den Nachbarn nach, ob sie Tontöpfe übrig haben.
Dieser Gartenstuhl aus Holz und Stahl ist schon seit 40 Jahren im Gebrauch. Mal sitzt ein Mensch drauf, mal eine Katze und mal nimmt die Trichterwinde ihn in ihren Besitz.
Säen
Lass dir Saatgut aus den Gärten deiner Freundinnen geben. Hier gab mir eine Nachbarin wilden Klatschmohn, Akelei und Färberkamille. Dieses Saatgut kommt von kräftigen Pflanzen. Im kommenden Jahr kannst du schon dein eigenes Saatgut herstellen. Samenstände werden im Spätsommer trocken von den Pflanze abgenommen und kühl und dunkel in Papiertüten lose den Winter über gelagert. Das Saatgut muss nachtrocknen. Im April bis Juni ist Zeit für die Aussaat.
Frühsaat kann man auf dem Küchenfenster ziehen.
Vermehrung durch Stecklinge – Ihr könnt auch Stecklinge von Rosmarin, Salbei und Pfefferminz ziehen. Man schneidet ein Ästchen ab und stellt es in Wasser an einen hellen Platz. Der Steckling zieht Wurzeln. Man kann auch Pflanzen tauschen. Du kannst dich dann mit dem Anderen über Erfahrungen austauschen. So entsteht Expertise. Jede Gärtnerin hat ein spezifisches Wissen. All das kostet nichts. Und dein Wissen wächst an.
Ein stabiler Standort
Irgendwo findest du ein Plätzchen für die Tomatenpflanze. Du bekommst mit der Zeit heraus, welche Pflanze kübelgeeignet ist und wo sie gerne steht. Meine Cherrytomate steht wettergeschützt unter einer Treppe und hinter einer Glaswand. Die Pflanze fühlte sich wohl. Man konnte das an dem guten Wachstum und den vielen Früchten erkennen, die sie entwickelte. Du weisst jetzt Bescheid und bleibst bei dem Bewährten. Du hast jetzt den festen Standort für die Tomaten jedes Jahr.
Ausrüstung und Bewässerung – Tontöpfe – Schippe – Gartenhandschuhe – Gartenschere – Seife – Gartenschlauch – Körbe – Wasserbütte – Giesskannen –
Die Wasserbütte ist auch im Winter gefüllt. Sie liefert das Giesswasser für den Wintergarten.
Pflege – Pflanzen, die einen guten Standort haben, sind in der Regel gesund. Bei Blattläusen kannst du aus Wasser und Schmierseife eine Flüssigkeit herstellen und die Pflanzen damit behandeln. Pflanzendünger kann man aus verschiedenen Naturstoffen, die als Abfall aus der Küche kommen, selbst herstellen. Grundsatz: verwende niemals chemische Gifte im Garten und im Haus.
Die Zeit – In Deutschland beginnt im September der Herbst. Das Licht wird nun spürbar kürzer. Noch ist es warm. Die Samen der Kapuzinerkresse sind noch grün, aber ihre Blüten sind bereits durch das abnehmende Licht kleiner geworden. Du pflückst ihre letzten Blüten und sagst dem Sommer Adieu.
Du sammelst den grünen Samen der Kapuzinerkresse (Tropaeolum)und lässt ihn an einer kühlen dunklen Stelle trocknen. Die Blüten der Kapuzinerkresse kannst du im Salat verwenden. Die Kapu zählt zu den Heilpflanzen.
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
…
Rainer Maria Rilke
Die LiMa Orangerie in Berlin Kreuzberg entstand zwischen 2020 und 2023 während der Corona Pandemie.
Die Orangerie als Garten-Möglichkeit ist ein spezifisches Merkmal für den Standort LiMa Wohnhof Berlin, – einem sozialen Wohnungsbau, der 1984 von dem Architekten Herman Hertzberger entworfen wurde. Die Aufgänge zu den Wohnungen sind nicht beheizt und verglast. Sie sind technisch gesehen wie Kalthäuser, die die ideale Temperatur und Feuchtigkeitsbedingungen für die Zitruspflanze bereitstellen. Die Orangerie als Idee entstand bei mir by accident, aber die Architektur war die Voraussetzung dafür.
Durch die Architektur der unbeheizten und verglasten „vertikalen Strassen“, sowie durch die Vorsprünge, Absätze und Stufen ist es möglich, Stellflächen für Kübelpflanzen einzurichten, so dass die Bäume im Winterquartier ruhen können, ohne den Gebrauch des Treppenhauses durch die Bewohnerinnen zu stören.
Der Zitrusbaum ist robust in seiner Kapazität Früchte zu erzeugen, aber er braucht Schutz vor Wind und Staunässe. Regen hingegen schadet ihm nicht. Die Wurzeln brauchen eine konstante feine gelüftete Kühle. Hat man dieses erst einmal erfolgreich hergestellt, ist der Baum in Frieden und kann in aller Ruhe wachsen. Im Sommer schützt die Schmucklilie (Agapanthus) mit ihren langen bögenförmigen Laubblättern zusätzlich vor Austrocknung und Hitze im Wurzelbereich des Zitrusbaumes.
Zitrus- und Feigenbäume haben durchlässiges Blattwerk, damit das Licht durchfällt und die Früchte gut wachsen und reifen können.
Wenn man morgens heraustritt, taucht man in einen ätherischen, in seiner Schönheit kaum zu überbietenden Zauber des Zitrusgartens ein.
Ich hatte beim Beobachten des Wetters inzwischen auch gelernt, dass das Licht in Berlin im frühen September die höchste Weisse hat und die Stadt damit wie in ein Fluidum einhüllt.
So wirkt die Stadt, als sei sie wie ein in Licht verpacktes Geschenk, direkt herabgesenkt aus den unendlichen Horizont über uns.
Man kennt die Bäume und tritt in eine Kommunikation mit ihnen. Ich bin dann mit den Pflanzen in einer kosmischen Welt.
Kommunikative Architektur ermöglicht allen Wesen ein soziales und an die Natur angebundenes Leben. Am Morgen und am Abend …
im Sommer und im Herbst
Im gemäßígten nordöstlichen Klima Berlins endet die outdoor-Saison der Zitrus in der letzten Woche im November. Dann kommen die Bäume ins Winterquartier.
Yuzu und Citrus lunario
Ausrüstung für die Orangerie – Das Handwerkszeug ist bescheiden. Man braucht einen Feuchtigkeitsmesser und eine kleine scharfe Gartenschere für den Schnitt der Wassertriebe und die Ernte der Früchte.
In diesem alten Nachtschrank im unbeheizten Windfang lagern dunkel und kühl auch Schneeglöckchenzwiebeln, die ich günstig im Winter erworben habe. Ich pflanze sie im nächsten Herbst zwischen die Sträucher, in Kübel und kleine Container. Das ist ein Versuch.
Man braucht ein Reich zum Träumen und das geht schon auf kleinstem Raum, den man immer nebenbei bewältigen kann.
Ein sonnendurchfluteter Wintergarten im November ist eine botanische und kulturelle Sensation. Es herrscht Stille. Die Laubblätter entfalten sich. Die Bäume saugen das Licht auf. Eine Fliege ist aufgewacht und summt.
Buddhas Hand und die japanische Satsumas Mandarine
Die Zitrusernte findet zwischen November und Februar statt. Anfang April werden die Bäume noch im Winterquartier geputzt und in Form geschnitten. Sie bleiben bis Ende April wegen der kalten Nächte noch im Haus. Der Laubabfall wird gewaschen, getrocknet und als Dünger wiederverwendet.
Das fundamentale Gesetz und die Zufälle
Wenn die Bäume am 30. April aus ihrem Winterquartier kommen, strecken sie sich dem Regen und der frischen Luft entgegen. Ihre Laubblätter weiten sich, werden prall und fangen an zu glänzen. Jetzt saugen die Laubblätter Feuchtigkeit durch die Luft ein.
Es ist ein Erlebnis, in diesem energetischen Raum zu sein, den die Pflanze herstellt. Man spürt die Sensationen und manchmal denke ich, ich höre ein leises Rascheln und Knistern. Beobachtet man Natur, kommt der Moment, wo du denkst: es ist etwas Göttliches in ihr. Diese Beständigkeit des Lebens durch Evolution, dem fundamentalen Gesetz und die Zufälle, die sich in dem Entwicklungsprozess ereignen und die dann irgendwann zu neuen Regularitäten führen.
Möglichkeiten
Als ich im Jahr 2020 zufällig einen Zitronenbaum erwarb, hatte ich noch keine Ahnung davon, wie man Zitrusbäume kultiviert. Zum Beispiel trug ich den Baum im ersten Frühjahr rein und raus, weil ich dachte, der Regen schadet ihm. Inzwischen aber haben die Bäume mir alles beigebracht. Ich habe in diesen vier Jahren der Beschäftigung mit dem Wetter auch begriffen, dass wir uns im Berlin dem norditalienischen Klima annähern und das bringt uns Zitronen im Nordosten Europas.
Der Klimawandel ermöglicht uns, umzudenken. Wir können mit wenigen Mitteln im privaten Sektor unseren Beitrag zur Klimakrise leisten und etwas Neues schaffen. Und darin sehe ich eine grosse Chance für uns in der Zeit des Klimawandels und für unsere liberalen Demokratien.
Climate change we can do something! ist eine Kampagne der LiMa Wohnhof Initiative.
Der LiMa Zitrusgarten ist Teil des Programms der LiMa Wohnhof Climate Initiative gegründet 2020
verantwortlich: Gabriella Sarges
Wir können von der Natur lernen, nachhaltig zu leben
ENERGIEQUELLE DES LEBENS
Essen ist eine Energiequelle des Lebens. Es ist biologisch entstanden und es ist Teil des biologischen Kreislaufs von Wachsen und Vergehen. Jede biologisch gewachsene und nicht chemisch behandelte Frucht oder Speise hat ihre eigene organische Ablaufzeit.
Energieeffizienz
Der Kühlschrank konserviert durch Kühlung und Dunkelheit. Er ist der teuerste Lagerraum für unsere Alltagsversorgung.
Nachhaltiges Leben ist keine halbe Sache
Lebensmittel mit chemischen Zusätzen halten sich lange. Du musst nicht nachdenken, ob und wann du es isst, aber du hast die Kontrolle darüber, was du isst, mit dem Konsum chemisch behandelter Lebensmittel verloren.
Nachhaltiges Leben ist hingegen keine halbe Sache. Bei biologischen und nicht chemisch behandelten Früchten und Speisen musst du darüber nachdenken, wann du sie isst oder wie du sie jetzt verarbeitest. Du musst auf dein Essen aufpassen. Du machst dein Essen selbst und du weisst, woher die Ware kommt.
Wie starte ich eigentlich einen nachhaltigen Haushalt? Fangen wir einfach damit an:
Du kaufst Obst, Gemüse und Grundnahrungsmittel ein. Verbanne Fastfood, snacks, softdrings oder gesüsste Getränke von deinem Einkaufskorb im Supermarkt. Jetzt fängst du an, herauszubekommen, was dir schmeckt. Im Winter eignet sich in Deutschland zum Beispiel Wirsingkohl gesotten in Butter und Zwiebeln mit Crème fraiche. Dazu gekochte Kartoffeln, die du in das Kraut gibst. Das ist ein Mittagessen, das du für 8 Leute leicht kochen kannst. Der Rest geht in einen Glascontainer in den Kühlschrank für den nächsten Tag.
GLÄSER
Sammle Gläser mit Schraubverschluss. Sie kosten dich nichts. Du brauchst sie als Container für deine Speisen, die du kreirst. Das durchsichtige Gefäß mit Verschluss ist nicht nur Voraussetzung für das Zubereiten und Konservieren der Speisen, die du kreirst, sondern du kannst den Inhalt immer genau sehen, wenn du den Kühlschrank öffnest. Sehen erzeugt Gedanken.
Proportion
Die Form des Gefässes inspiriert. Für kleine Gefässe kleine Früchte, kleines Gebäck, kleines Gemüse – für grosse Gefässe grosse Dinge – so wie du es diese Woche brauchst. Tatsächlich stellen die varianten Glasgrößen in uns das Bewusstsein für Proportionen in Relation zum Gebrauch wieder her, die uns durch kommerzielle Vermarktungsstrategien der Industrie verloren gegangen ist.
Wir werfen nichts weg. Alles wird verwendet. Zum Beispiel stelle ich aus den Schalen der Bitterorangen oder Zitronen Reinigungsessig her, mit dem ich die Gläser spüle. Ich brauche kaum Spülseife. So entlasten wir das Wasser, dass aus unseren Abflussrohren wieder ins das zirkulare System zurückgeführt wird. Wir können in den Mikrobereichen der Privatwirtschaft viel tun, um die Natur, von der wir nehmen, zu schonen.
Verbanne alle chemischen Reinigungs-und Duftmittel für Haus, Toilette, Wäsche und Körperreinigung aus deiner Hauswirtschaft. Du wirst überrascht sein, wie wenig du sie vermisst. Verwende nur nachhaltige Reiniger und klares Wasser.
Tiny Kitchen – gegen die schlechte Gewohnheit des Zuviels und des Wegwerfens von Essen
Ich habe ein Konzept des Kleinen, Variablen und Geschmackvollem entworfen. Tiny Kitchen ist keine Kochschule. Ich habe kein einziges Rezept notiert. Tiny Kitchen ist eine erfinderische und explorierende Methode des vernünftigen Gebrauchs von biologischen und nachhaltigen Nahrungsquellen für den täglichen Hausgebrauch. – kleine Portionen – diverse Speisen – variabel – frisch – vitaminreich – kostengünstig – gesund – schön – sofort griffbereit – leicht transportierbar – zum Beispiel in deiner Handtasche
Bilanz: keine Schlepperei – keine Reste – keine Spülerei – keinen Müll – kein Plastik – keine Chemie – und gut zum Koch und zur Köchin, weil die sich mit an den Tisch setzen können – oder man nimmt die Gläser mit ins Büro – es macht Spaß –
Kreationen mit dem Resten – Beim Ausprobieren in meinem Küchenlabor habe ich irgendwann erkannt, dass es eine falsche Angewohnheit war, Gemüsereste wegzuwerfen. Heute mache ich aus Resten Suppen, Salate und raffinierte Beilagen. Ich verarbeite die Schalen der Früchte mit. In ihr stecken wichtige Wirkstoffe der Pflanze und aromatisch kraftvolle Nuancen. So entwickelt man laufend neue Kreationen.
Ich ziehe Bilanz aus der Reste-Praxis: – kostengünstig – resourcenschonend gekocht – keinen Müll produziert – ich kann dieses Konzept auf jede Faser einer Pflanze oder Frucht anwenden – ich habe eine Welt des Geschmacks in der Struktur der Pflanze entdeckt – ich korrigiere eine übliche Auffassung: der Rest ist nicht Armenhaus – der Rest in der Küche ist die Königsklasse.
Saisonal – Ein Hokkaido Kürbis ist schnell geschnitten. Du kannst ihn mit Schale kochen. Kauf im Herbst ruhig ein paar von ihnen. Sie halten sich über Monate an einer kühlen Stelle in einem Korb vielleicht an deiner Haustür, wo es kalt ist.
Regional – koche das Gemüse, dass deine Region bietet. Im Herbst gibt es in Deutschland reichlich Kartoffeln, Tomaten und Zwiebel. Zum Beispiel: Kartoffelklösschen – Tomatensauce – abgekühlt in Glascontainern – im Kühlschrank lagern – mit Parmesankäse warm servieren – eine Speise, die für einige Tage als Lunch sehr gut geeignet ist, die leicht verdaulich ist und gleichzeitig gut ernährt. Du kannst die Kartoffelklösschen auch in Salbei und Butter in der Pfanne wenden und dazu die Tomatensuppe anrichten. Du kannst variieren.
Anbindung an die Tradition der Vorfahren – vorindustrielle Praktiken zu übernehmen ist vernünftig. Du bindest dich in den Zyklus der Jahreszeiten ein und du erinnerst dich daran, wie deine Grossmutter kochte und buk. Diese Verbindung zu unseren Vorfahren gibt uns innere Sicherheit.
Diese Tarte sucré ist aus Dinkelmehl gemacht und mit Zitruspaste gefüllt. Der Kuchen ist aromatisch tiefgründig und frisch im Geschmack. Er hält sich im Kühlschrank im Tuch lange frisch. Du kannst die Süßigkeitenabteilung vom Supermarkt endlich abhaken.
– climate justice – ist ein normatives Konzept, welches verdeutlicht, dass die menschengemachte globale Erderwärmung eine ethische und moralische Frage ist, der wir uns alle stellen müssen. Wir leben im Zeitlalter des Holozän. Wir sollen seine Wälder, Flüsse und die Meere, seine Gründe, die Luft, die Tiere und Pflanzen, und die Menschen darin schützen. Die Fotos habe ich in Ukluelet – British Columbia – Vancouver Island – gemacht. Auf dem Foto links sieht man einen Baum, der auf der dünnen Erdschicht über dem Lavagestein wuchs. Er hatte sich mit seinen langsam wachsenden Wurzeln am Lavagestein festgekrallt und trotzte so erfolgreich den harten Stürmen an der Küste.
Die Kunst des Heilens
Das Herstellen von Dickmilch ist einfach. Die Johannesbeeren erntet man in Deutschland im Juni von den Sträuchern. Im Sommer gibst du deinen Kindern Beeren und Dickmilch, die voller Vitamine und Calcium sind. Gute Ernährung war seit Jahrhunderten auch die geübte Kunst des Heilens durch Speisen, womit die Frauen mit wenigen Mitteln ihre Familien gesund erhielten.
Artenschutz
warum habe ich nicht darüber nachgedacht, woher das Obst kommt, das ich esse, wieviel Gift dafür eingesetzt wurde, woher die Tiere kamen, die ich esse, wie sie gehalten wurden, die Lachse, und woher die Kälber und Schweine kamen, welche Zollstationen sie passierten, und dort tagelang in den Transportern vegetierten.
Es gibt keinen umfassenden Tierschutz in der globalen Food Industrie. Gegen die negativen Praktiken und Auswirkungen der Foodindustrie kann man etwas tun. Verändere dein Kaufverhalten.
Yoghurt kann man selbst machen – Yoghurt kann man auch im Bett, auf der Heizung oder an der Sonne brüten. Du brauchst nicht einmal eine elektrische Maschine für die Herstellung. Selbstgemachter Yoghurt hält sich im Kühlschrank eine Woche. Versuche minimalistisch zu arbeiten. Wir lernen wieder die Varianz des Geschmacks eines Naturprodukts anstelle der Prägung eines Geschmacksstoffs durch Chemie und Zucker kennen. Verbanne gesüsste und gerührte, also chemisch versetzte Yoghurtprodukte aus dem Supermarkt aus deiner Küche.
Bilanz: – keine Chemie – Kein Plastik – Kein Müll – kostengünstig – köstlicher Geschmack – variabel mit Obst – Konfitüren – Gelees – getrockneten Früchten oder Kräutern und Nüssen – eine umfassende Versorgung mit Mineralien –
Techniken des Lagerns und Konservierens
wir kennen diese Bilder aus traditionellen bäuerlichen Haushalten. Das Küchenfenster, der Küchenschrank, der Windfang, ein kalter Flur, der Balkon, der Keller, Dachboden oder der Kühlschrank, der Boden.
Du findest die kalten und warmen Plätze für das Abkühlen, das Trocknen, das Lagern. Eine angeschnittene Zwiebel kannst du in einem Schraubglas im Kühlschrank problemlos lagern. Du brauchst dazu kein Plastik.
AUSRÜSTUNG – Du brauchst keine teure Ausrüstung. Du schaffst ein paar Dinge an und mit denen kannst du immer arbeiten: KONSERVIEREN – Glasgefässe – Körbe – Blechdosen – Papiertüten – Porzellanschalen – KÜCHENGERÄTE – Waage – Mixer – Reibe – Seihtücher – Schöpfkellen – Mörser – Siebe – Kasserollen – ein scharfes grosses Messer – Obstmesser – viele Löffel zum Testen von Speisen und Mayonnaisen – Glasteller – Kochlöffel aus Holz –
Abseihen von hauseigenem Yoghurt zur Herstellung von Frischkäse
Prep Food – eine wesentliche Grundlage der Tiny Kitchen ist, dass das Essen zubereitet und dann gelagert wird. Das sind vorbereitete Speisen. Man plant für die Zubereitung von Lebensmitteln eine gute Stunde ein. Man kocht zum Beispiel Hartweizennudeln, gießt sie ab, lässt sie am Fenster abkühlen und stellt sie in den Kühlschrank. Fertig. Du schneidest Zwiebeln und Tomaten, kochst sie, pürierst sie, lässt alles abkühlen, füllst die Soße in einen Glasbehälter und stellst ihn in den Kühlschrank. Fertig. Du raspelst rote Beete und einen Apfel, mischst alles mit Meerrettich, Zitrone und saurer Sahne, füllst den Salat in drei kleine Gäser und stellst sie in den Kühlschrank. Fertig. Du entwickelst mit der Zeit ein Gefühl dafür, was du kombinieren kannst. Die Fantasie regt sich: mhhh … Kürbis passt eigentlich gut zu Garnelen und Fisch. Ich teste das. Jetzt fällt mir ein: Glasnudeln gehen auch. Und so geht das in einem fort. Man kreiert seine eigene Küche. Das ist an sich nichts Neues. Aber im Zeitalter der Lebensmittelindustrie haben wir vergessen, wie man das macht. Du brauchst keine teuren Kochbücher, mach selbst … und jetzt … zufällig erinnerst du: die Grossmutter kochte die Birnen in Sirup mit Nelken und Zimt und jetzt erfüllt der Duft des Hauses deiner Kindheit deine Küche.
Dressings im Glas – jede Küche hat ihre Vorlieben an Ölen und Gewürzen. Dressings und Mayonnaisen können milchbasiert, ölbasiert, mit Essigarten oder mit Zitrone, mit Honig, mit Kräuter oder mit Zwiebeln und vielem anderen angerichtet werden. Sie halten sich verschlossen lange im Kühlschrank. Du findest immer ein Blatt vom Chicoree, einen Rest einer Gurke oder einen Fenchel in deinem Kühlschrank, der gegessen werden muss. Du schneidest den Fenchel in Streifen und tauchst ihn in Dressing oder du tauchst die Gurkenschnitze in den Rest Yoghurt, den du hast, und darauf gibst du dann das Dressing und die Kräuter deiner Wahl. Bilanz: kein Plastik – keine Chemie – kein Müll – frisch – voller Geschmack – gesund – du hast das kostbare Gemüse nicht weggeworfen – keinen Abfall – es ist nachhaltige Küche –
sandwich culture – Mit selbst hergestelltem Frischkäse und eingelegtem Gemüse kann man Sandwich Kreationen machen. Und man kann jetzt auch schon variieren. Kürbissuppe passt ausgezeichnet zu diesem Sandwich.
Konservieren mit Salz und Essig – Frisches Gemüse kann man in Salz- und Essiglaken konservieren. Man muss sich hier keine Grenzen setzen, sondern man kann nach Lust und Laune kombinieren. Man lernt, was passt.
Zyklus der Jahreszeiten – es ist Herbst. Du weisst wie tief die Sonne jetzt steht, und dass der Regen kommt. Immer noch wächst der Pfefferminz. Das Laub der Erdbeere färbt sich gelb. Wer beobachtet, notiert, beschreibt und vergleicht, schult sich an der Realität.
Beobachten beim Kochen. Hier sind Welten zu entdecken. Die Küche ist für mich wie ein abgeschiedenes Chemielabor gefüllt mit Kindheitserinnerungen und Erfindungslust. Es dampft. Wasser kondensiert in der kühleren Küche. Und es kommen die Ideen – auch für andere Problemstellungen im Leben.
Nachhaltiges Leben schafft dir Freiheiten. Wenn ich die Speisen vorbereitet habe, kann ich an meine Arbeit gehen. Ich kann jeden Tag pünktlich und in drei Gängen mein Mittag- oder Abendessen einnehmen. Die Zubereitung dauert dann jeweils 5 bis 10 Minuten.
Das Wissen der Welt – wie und was man auch immer miteinander kombiniert, es ändert sich beim Aufeinandertreffen der Stoffe der Geschmack und es entstehen Dimensionen, die uns Respekt einflössen. Und hier beginnt die Geschmackskunst, die diejenigen beherrschen, die in der Küche laborieren.
Frauen haben jahrhundertelang die einfachsten Gerichte in ein geschmackliches Meisterwerk verwandelt und Lebensmittel auf raffinierteste Weisen konserviert. Dieses Wissen unserer Vorfahren liegt in uns. Wir können es abfragen und anwenden in der nachhaltigen Küche und in der Zeit des Klimawandels.
Salat im Glas – Man kann alle Arten von Gemüsen und Früchten schneiden, raspeln und mit Dressings oder Yoghurt, Frischkäse und saurer Sahne verfeiern und in Gläser aufbewahren.
Salat im Glas ist dann in der Woche immer greifbar im Kühlschrank. Bilanz: – kühl – frisch – ohne Chemie – kein Plastik – kein Müll – keine Arbeit – keine Spülerei –
Die salzigen Fladenbrote – wenn man den Hefeteig abends vorbereitet und im Kühlschrank in Portionen gehen läßt, kann man so ein Fladenbrot mit Rosmarin, Thymian, Oliven und Salz in 10 Minuten warm auf den Tisch bringen. Sie sind unendlich variabel. Man kann sie gut mit Suppen, Salaten und Antipasti kombinieren – Diese Fladenbrote sind eher trocken und knusprig. Sie eignen sich sehr gut für ein zweites Aufwärmen am nächsten Tag – man kann sie genauso gut kalt essen – Tarte salé und Fladenbrote sind leicht zuzubereiten, leicht zu transportieren, leicht im Kühlschrank frischzuhalten und leicht in Sommerhitzen einsetzbar –
In den heissen mediteranen Regionen wurden diese Speisen vor Urzeiten entwickelt. Heute kommen sie uns im Norden und Osten Europas in der Zeit der extremen Hitzen als Konzept der Ernährung zugute. Schweinshaxe adé!
Zitrus
Von dem Erfolg des Zitrusanbaus auf dem Dach in Berlin Kreuzberg war ich überrascht worden. Geschmacklich würde ich die Zitrus als Extremfood einstufen. Damit zu arbeiten, musste ich erst einmal lernen. In Deutschland gibt es die Tradition mit Zitrus zu kochen nicht, aber es gibt sie in Italien. Der Klimawandel kann in Deutschland für den Anbau von Zitrus zukünftig genutzt werden. Yuzu, die Satsuma, die Kumquat, Zitronen, Buddhas Hand, die Citrus Medica, die Chinotto, Limetten, Bergamotte und die Süssorange sind aus dem LiMa Anbau in Berlin.
Kandieren ist konservieren – Ich kandiere jetzt im 5. Jahr. Ich habe gelernt, dass viel Regen dem Zitrusbaum nicht schadet, aber die Früchte werden größer und sind nasser. Sie brauchen dann länger, um zu kandieren. Kandieren ist ein Vorgang der Osmose. Ich gebe Zucker hin und der Zucker zieht das Wasser aus der Frucht heraus. Osmose ist ein biochemischer Prozess und er braucht seine Zeit. Wenn man richtig kandiert, ist die kandierte Frucht praktisch unendlich haltbar.
Konfitüren, Konfis, Gelees und Marmeladen sind Konservierungsmethoden für Früchte – die Bergamotte besticht durch ihren bitteren Geschmack. Hier habe ich english marmelade, die Bitterorangenmarmelade gekocht. Die Früchte sind aus dem LiMa Anbau.
Sirup – Sirupherstellung ist eine uralte Technik des Konservierens – es ist die Herstellung eines zuckerhaltigen dickflüssigen Trankes – ich stelle Sirupe aus Bergamotte, Zitrone und Orange her. Köstlich ist auch der Sirup aus schwarzen und roten Johannisbeeren. Eine hausgemachte Limonade mit gekühltem Wasser, Eiswürfel und Sirup ist unschlagbar in ihrer Frische und ihrem einzigartigen Geschmack. Und ich ziehe wieder Bilanz: – gesund – kostengünstig – keine Schlepperei – keine Chemie – kein Plastik – kein lästiges Leergut – und du hast die Meere geschont.
Verbanne chemisch hergestellte Limonaden aus dem Supermark. Die Plastikflaschen verstopfen die Ozeane und die Limonade macht krank.
Lebensqualität auf den Dächern von Berlin
Meine Bilanz vom nachhaltigen Leben ist eindeutig: ich habe viel Lebensqualität auf den Dächern von Berlin-Kreuzberg hergestellt. Seitdem ich mit dem Klimawandel arbeite und lebe, komme ich mit dem Stress durch den Klimawandel besser zurecht. Ich wandle jeden Morgen und jeden Abend in meinem Garten, ernte Früchte und Kräuter.
Herstellung von Limoncello und Orangenlikör
Ich kann jetzt mit Zitrus nachhaltig kochen, konservieren und backen wie in Italien.
Nachhaltiges Leben arbeitet mit den Gesetzen der Natur
Nachhaltiges Leben ist in seinem Wesen ein bescheidenes Leben. Es arbeitet als Teil im Ganzen und entfaltet dort seine unauffällige und solide Wirkung im Zusammenspiel mit dem Kosmos. Wir sind dann mit dem Ganzen verbunden.
Gebäck aus Mandeln, Zitruspaste und Kumquat
Wir brauchen nicht mehr, um mehr zu bekommen
Im Foto sieht man mein Küchenlabor. Hier sind die wundervollsten Speisen, Ideen und Pflanzen entstanden. Das Fenster hat östliches Licht. Anstatt auszubeuten, um selbst einen Vorteil gegen andere zu haben im gedankenlosen Konsum, setzt die Philosophie der nachhaltigen Lebensart auf Kooperation und Bedacht.
Wenn ich arbeite, höre ich das leise Gurren der Ringeltauben auf dem Dach und das ferne Rauschen der City. Zu einer gewissen Morgenstunde drehen Flussmöwen ihre Runden mit einem heisseren Ruf. In solchen Momenten sehe ich den Dampfer am Horizont.
Climate change – we – can- do – something! ist eine Kampagne der Lima Wohnhof Initiative Berlin.
Tiny kitchen ist ein Programm der LiMa Wohnhof Climate Initiative gegründet 2020
verantwortlich: Gabriella Sarges
Im Klimawandel liegt für uns die Chance, die Lebensweisen unserer Zivilisationen auf den Prüfstand zu stellen, und zu verändern, indem wir uns intelligent anpassen.
Reflexionen über uns und unseren Müll im privaten Sektor
Alles Leben ist eine biochemische Welt mit ihren Gesetzen und Zufällen. Jedes Ding, das wir auf diese Erde werfen, hat eine Wirkung auf unser Eco System und auf uns. Wir können diese Realität zwar ignorieren – aber als Realität bleibt sie dennoch bestehen.
Hausmüll – Der Kühlschrank braucht Energie zum Kühlen – wir stopfen ihn voll mit Pappe, Plastik und chemisch konservierten Lebensmitteln – jedes Produkt hat einen Emissionswert – wir kühlen Müll –
Der Käse – der nicht schimmelt –
ultra processed food (UPF)
– produziert – gekauft – gekühlt – weggeworfen –
Hausmüll und Sperrmüll – die Massen von Alltagsmüll im Privatsektor werden immer größer – warum eigentlich?
privat und öffentlich – missbraucht und aufgegeben –
Hausmüll von der Wohnung bis zum Müllraum wird im Allgemeinen als eine Privatsache empfunden. Dabei ist unsere Haltung zu unserem Müll, zu unseren gemeinsamen Räumen, zu unseren öffentlichen Räumen und zur Natur von allergrößter öffentlicher Bedeutung weltweit.
Öffentliche Räume – Tatorte einer verdrängten Realität
dabei könnte man hier soviele schöne Sachen machen!
Das Potential von Orten wird unter dem Gesichtspunkt von Nachhaltigkeit und Erhalt im Allgemeinen oft nicht erkannt.
Sogenannte Investoren sehen die Entwicklungsmöglichkeiten sofort und dann kommt der Abriss und die Verdichtung der europäischen Städte.
Öffentliche Räume – im Wohnhaus – man kann ja eigentlich froh darüber sein, dass man trockene, saubere und sichere Kellerräume und Aufgänge hat.
– angefüllt mit Sperrmüll – wird ein Raum für eine nützliche Funktionen unbrauchbar –
– hier wurde ein Kinderzimmer ausgeräumt –
Das Recycling System bedeutet Wertstoffverarbeitung. Dürfen wir deswegen weiter ungebremst Müll produzieren? Nein, das dürfen wir nicht. Die New York Times vom 14.02. 2025 berichtet:
„Nirgendwo erreicht der heutige Abfallhandel verblüffendere Dimensionen als bei Kunststoffen. Allein die zeitlichen Dimensionen sind schwindelerregend. Flaschen oder Kartons zum Mitnehmen, die man nur kurz besitzt, machen sich auf eine mühsame, monatelange, kohlenstoffverursachende Reise von einem Ende der Erde zum anderen. Nach ihrer Ankunft in Dörfern in Vietnam oder auf den Philippinen werden einige dieser Gegenstände chemisch zerkleinert – eine energieintensive Aufgabe, die unzählige Giftstoffe und Mikroplastik in die lokalen Ökosysteme freisetzt. Die Fähigkeit dieses Prozesses, neues Plastik zu produzieren, ist bestenfalls zweifelhaft, aber die Kosten für Umwelt und Gesundheit sind katastrophal. Plastikmüll in den Entwicklungsländern – der die Wasserwege verstopft, die Luftverschmutzung verschlimmert und in das menschliche Gehirngewebe eindringt – wird inzwischen mit dem Tod von Hunderttausenden pro Jahr in Verbindung gebracht wird.“ Alexander Clapp
Alexander Clapp ist ein Journalist und der Autor des Buches “Waste Wars: The Wild Afterlife of Your Trash,” von dem dieser Essay adaptiert ist.
gestapelt bis an die Decke – wie soll ein Angestellter der Berliner Stadtreinigung diesen Container eigentlich bewegen?
Wortdefinition: entsorgen – sich von Abfallstoffen befreien – Amtssprache –
wir denken um: wir befreien die Natur und unsere öffentlichen Räume vom Vermüllen durch uns
Die nachhaltige Praxis der zirkularen Bewirtschaftung ist bei dem Berliner Stadtreinigungsunternehmen bereits Programm und so steht es dann auch auf der schwarzen Mülltonne. Aus Müll wird Energie.
Aber wir verwenden Räume und Energie im privaten Sektor nicht nachhaltig und auch nicht sozial verträglich. Wie können wir das ändern?
Was sagt uns unser Müll über uns?
billig kaufen – billig loswerden –
heimlich abgestellt
Eine Verkehrsberuhigungszone, die der Sicherheit der Passanten dient, und als Sperrmüllfläche verwendet wird – funktional strukturierter Stadtraum wird unbrauchbar –
heimlich abgestellt
heimlich abgestellt
In der Freiheit, dir wir haben – wir stellen den Müll heimlich auf die Strasse, und schreiben ein Schild, auf dem steht: „zu verschenken“. Etwas Gutes verschenken ist nett. Aber darf man auch Müll verschenken? Hier sieht man zwei Kinderstühle, die kaputt waren. Das habe ich geprüft.
Gleichgültigkeit – es kommt beim Abstellen von Müll nicht auf die Menge an – es ist die Haltung – die sich zeigt – und die Wirkung, die sie auf uns hat – Entfremdung
Heimlich vergraben
Die Stadt als nachhaltiger Lebensraum
Wir können eine Stadt als das begreifen, was sie ist, ein nachhaltiges Ecosystem, eine Struktur, die uns am Leben erhält.
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Stadtbiotope – wir müssen nicht back to the roots, nicht zurück ins vorindustrielle Zeitalter – wir können das Bewährte und das Neue miteinander verbinden in einem nachhaltigen Prinzip – wir können das selbst tun – transnational und kooperativ – weltweit –
unsere Häuser annehmen und pflegen …
Was ist eigentlich nachhaltiges Wirtschaften im privaten Sektor?
Das ist Abfall.
Biologischer Abfall läßt sich einfach zurückführen in den zyklischen Prozess von Entstehen und Vergehen. Bioabfall kreirt im Zerfallsprozess neues Leben. – Keine Chemie – kein Plastik – verursacht keine Kosten – ernährt andere. Das ist nachhaltig.
Nachhaltigkeit ist – dass du vermeidest, Müll zu produzieren, der nicht abbaubar ist
– Kaufe Küchentücher – die du auskochen kannst – Bürsten aus Naturmaterial – vermeide Plastikschwämme – Plastikbürsten –
Höre auf plastikverpackte Produkte zu kaufen. Produziere keinen Müll. Das ist nachhaltig.
Biodiversität braucht organischen Abfall
Gartenabfälle, Gemüseabfälle gehen zurück in den biologischen Kreislauf und werden zu Erde. Dabei ernährt dieser Bioabfall Mückchen, Würmer und Spinnen, Milben und Tausendfüssler. Damit unterstützen wir die Artenvielfalt. Das ist nachhaltig.
Von den Würmern Nachhaltigkeit lernen
Für die Stadtbewohnerinnen hat der Agrarwissenschaftler David Witzeneder die Wurmkiste entwickelt. Hier bekommen wir Städter die Möglichkeiten, Biomüll in unserer Wohnung zu kompostieren. Ich nenne diese Wurmkiste eine Universität. Sie lehrt uns auf kleinstem Raum wie Bioabfall zu Erde wird. Der Wurm produziert nicht nur Erde, er macht die Erde durch seine Aktivität durchlässig. Wurzeln brauchen nicht nur Wasser sondern auch Luft.
„Der Wurm ist der beste Gärtner“: https://wurmkiste.at/
wo die Kinder spielen
Wo Struktur ist, trifft man auf eine Gesetzlichkeit. Das beobachtende Kind wird durch die Erfahrung mit der bewegten und vitalen Welt geprägt.
Das Licht, der Duft, die Geräusche, die mannigfaltige Textur der Stoffe gilt es zu entdecken. Eine nachhaltigkeite und natürliche Umgebung fördert die Weltenforscherinnen der Zukunft und das ist eine vorausschauende Erziehung. Sie ist nachhaltig.
Struktur und Gedächtnis – Ameisen hatten ihr Nest verloren – die Brut lag im Freien – nach zwei Stunden hatten sie sie in Sicherheit gebracht – es war kein einziges Ei mehr zu finden – beobachte und lerne von der Natur.
Zeitalter – Die Kieselsteine sind Millionen von Jahren alt. Sie kommen aus dem Zeitalter des Pleistozän. Die Porzellanscherben kommen aus Haushalten der letzten 200 Jahre – im Zeitalter des Holozän – Das Denken in Zeitaltern und Generationen ist nachhaltig.
Struktur und Rekonstruktion
– wir können reparieren – wieder zusammensetzen – Bewährtes rekonstituieren – Das ist nachhaltig
Respekt vor der Natur
Traditionell haben die Frauen der Ewenen in der Kamschatka in Sibirien das Essen draussen auf dem Feuer gekocht. Sie sagen: Feuer ist ein Geschenk der Götter. Das Essen kocht schnell. Wenn ein Mann kommt, kann er gleich was essen.
Sie würdigen das Tier, dessen Fleisch sie essen. Nichts wird weggeworfen. Das ist nachhaltig.
Struktur – Nachhaltigkeit – Bewahren
Die Beobachtung der Stoffe im Wind und im Regen ergibt sich von selbst. Du siehst etwas. Du hebst es auf. Du gehst im Getümmel der Welt nicht unter. Kultur und Nachhaltigkeit schafft Ruhe in dir. Du stellst deine kleine persönliche Ordnung her. Es entsteht ein Sammelsurium organischer Dinge um dich herum, das du bewahrst.
Wir brauchen Wohnstätten, die verschiedene Klimazonen haben, damit wir lagern und pflanzen können, und die es uns ermöglichen, im Kontakt mit dem Wetter zu stehen. Kommunikative Architektur ist ein grundlegender Teil für ein nachhaltiges Leben in unseren Städten der Zukunft.
Die Meere und seine Gründe, Flüsse und Seen, die Berge, die Atmosphäre, die Wälder, der Erdgrund sind komplexe Ecosysteme, die uns ernähren und am Leben erhalten. Alles ist systematisch miteinander verbunden. Wir leben und überleben von dem Wissen, das in der Natur und das in uns ist.
Nachhaltiges Wirtschaften – man erhält die Resourcen, aus denen man schöpft, und lebt in den Gesetzmäßigkeiten, die für alle gelten.
– es gibt Möbel, die länger halten als hundert Jahre –
Liberale Demokratien und die Freiheit der Anderen in der Zeit des Klimawandels
Wir denken Demokratieentwicklung, Geschichte und Klimawandel zusammen.
Liberale Demokratien erfordern, dass Menschen aus verschiedenen Lebensbereichen und mit unterschiedlichem ethnischem Hintergrund und Ausbildungen einander im normalen Leben begegnen und das Leben in öffentlichen Räumen miteinander teilen.
Gemeinsames Handeln, in der Weise, dass wir die Fähigkeiten aller Menschen wertschätzen, ihre Kreativität, und das Wissen, das in ihnen liegt, ansprechen, ist ein guter Weg, sich menschlich wieder zu nähern und uns so von der Isolationszeit in der Pandemie 2020-2023 zu erholen.
Wir bewegen uns dann wieder in einer gemeinsam geteilten Realität und der Horizont öffnet sich wieder. Gemeinsam können wir gesellschaftliche Krisen in der Zeit des Klimawandels meistern. Diese Welt gehört uns allen.
Gehen wir mit dem Klimawandel, entwickeln wir Technologien und sind wir aktive Bürgerinnen und Bürger in Verantwortung für das Ganze, dann sind wir machtvoll. Wir können angstfrei in die Zukunft blicken. Wir machen uns unsere Zukunft selbst.
Climate change we can do something! ist eine Kampagne der LiMa Wohnhof Initiative.
Wir sind dann nicht mehr passive Verbraucher, sondern Individuen, die ihre Lebensqualität selbst bestimmen in Verantwortung für sich, für Andere und für das Ganze
„Nature is our biggest ally and greatest inspiration“
David Attenborough
Climate Change – was können wir tun? Ich habe mir diese Frage während der Pandemie 2020 selbst gestellt. Wie geht das eigentlich nachhaltig zu leben im täglichen Gebrauch? Die Antwort könnte knapp ausgedrückt lauten: man kauft weniger. Man macht vieles selbst. Das Umsetzen dieser Vorgehensweise in die Realität erwies sich als komplex. Ich spürte, es ging um eine Lebenseinstellung und um Gewohnheiten, die ich ändern musste. Wollte man ein praktikables Modell für den Alltag haben, musste man sich die Sache schon genauer überlegen.
Für mich begann ein faszinierender Weg, Pflanzen zu erkunden, Techniken im Garten und in der Küche zu erlernen, das Pflanzen, Konservieren, Lagern zuhause zu bewältigen. Es war viel Arbeit. Ich habe dabei gelernt, dass jeder biologische Stoff zu etwas gut. Heute werfe ich nichts mehr weg.
Dieser Prozess brauchte naturgemäß Zeit. Das Ergebnis meiner Arbeit hat 4 Jahre gebraucht. Heute verfüge ich über ein Wissen, dass ich überall in der Welt teilen und anwenden, und über eine sichere Routine, die ich jederzeit erweitern und anpassen kann. Ich verwende dabei einfache Techniken. So entleerte sich mein Kühlschrank von Plastik, Papier und Chemie, meine Terrasse verwandelte sich in einen Garten, der sich selbst erhält und meine nachhaltige Küche macht Freude und ist kostengünstig. Man gewinnt eine gewisse Autonomie.
Wir können heute traditionelle und moderne Techniken und Lebensstile im Alltag miteinander verbinden und dabei umweltfreundliche, sowie gesundheitsfördernde und mental stärkende Routinen schaffen. Sie schenken uns Ruhe und Stabilität in unserer Privatheit als Gegengewicht in einer sich schnell verändernden Welt. Ich möchte mit dieser Darstellung meiner eigenen Erfahrung Andere zu diesem Prozess ermutigen.
Climate change – we can do something – ist ein soziales und nachhaltiges Konzept für den täglichen Hausgebrauch. Wenn sich jede und jeder von uns einmal darin versucht, in der ihr oder ihm passenden Weise, nachhaltig zu leben, würden daraus viele neue Welten in unseren Häusern und auf den Balkonen, den Küchenfenstern und Vorgärten, in den Höfen und auf den Dachgärten auch der Büros und Verwaltungen entstehen und der positive Effekt unseres nachhaltigen Lebens wäre systematisch und global.
Unser Wissen und unser Handeln ist unsere Macht, ist unsere Freiheit in Verantwortung für uns und andere heute und in Zukunft mit diesem Planeten. Ja, wir können etwas tun. Lokal – weltweit – gemeinsam –
climate change – we can do something! ist eine Kampagne der LiMa Wohnhof Berlin Initiative:
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